03.02.2015
Gedenken an Zerstörung der Stadt Weimar vor 70 Jahren

Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Weimar erinnert mit einem Gottesdienst und einem Versöhnungsgebet in der Stadtkirche (Herderkirche) an die Zerstörung der Stadt Weimar vor 70 Jahren.

Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Weimar erinnert mit einem Gottesdienst und einem Versöhnungsgebet in der Stadtkirche (Herderkirche) an die Zerstörung der Stadt Weimar vor 70 Jahren. Bei dem Bombenangriff am 9. Februar 1945 starben 462 Menschen, zahlreiche Kulturstätten wurden zerstört. Der Gedenkgottesdienst findet am kommenden Sonntag (8. Februar, 10 Uhr) statt. Am 9. Februar (12 Uhr) folgt das Versöhnungsgebet von Coventry. Die Kirchengemeinde hat sich als Mitglied der Internationalen Nagelkreuzgemeinschaft verpflichtet, für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung zu arbeiten und zu beten.

Am 9. Februar 1945 erfolgte auf Weimar der schwerste von insgesamt 19 Bombenangriffen im Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Dreizehn Minuten dauerte das Bombardement. Unter anderem wurden die Herderkirche, das Goethehaus, das Schillerhaus und das Deutsche Nationaltheater zerstört beziehungsweise schwer beschädigt. 462 Einwohner und ausländische Zwangsarbeiter wurden getötet, darunter in einem Kindergarten 80 Kinder. Die Toten fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Weimarer Hauptfriedhof. Ein Gedenkstein erinnert an das Ereignis.

Insgesamt wurden bis zum 10. April 1945 in Weimar 1.254 Einwohner und 600 Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald sowie Kriegsgefangene getötet. 1.473 Soldaten aus Weimar starben an den Folgen des Zweiten Weltkrieges. Die unmittelbaren materiellen Kriegsschäden in der Stadt werden auf umgerechnet etwa neun Millionen Euro geschätzt.

An der Herderkirche wurden Steildach und Holzgewölbe weitgehend zerstört, die steinernen Gewölbe in den Ostteilen stürzten ein. Das gesamte Innere wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Ab 1945 wurden die Trümmer beräumt, von 1948 bis 1953 erfolgte der Wiederaufbau. Die Kirche konnte am 14. Juni 1953 wieder eingeweiht werden. Mit der Aufnahme in die Nagelkreuz-Gemeinschaft verpflichtete sich die Kirchengemeinde, sich an dem Versöhnungswerk zu beteiligen, die gemeinsame Lebensregel anzunehmen und die Liturgie von Coventry regelmäßig zu beten. Das Nagelkreuz wird in der Herderkirche präsentiert.

Die Internationale Nagelkreuzgemeinschaft ist eine weltweite Bewegung für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung. Ausgangsort ist das britische Coventry. Die dortige Kathedrale hatten deutsche Bomber im Zweiten Weltkrieg zerstört. Aus Nägeln in den Trümmern wurde das erste Nagelkreuz geformt. Unter diesem Zeichen soll die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Nationen und Religionen ausgebaut werden, um einen gerechten Frieden zu finden.