12.02.2021
Stellungnahme zu einer Kranzniederlegung auf dem Buchenwaldplatz in Weimar am 6. Februar 2021
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona - Pandemie verlangen uns viel ab. Viele von uns werden bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt. Auch deswegen ist es wichtig, dass alle Eingriffe in unsere Rechte immer wieder kritisiert und diskutiert werden. Gerade die Vielfalt der Meinungen und der Austausch darüber können uns helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die einen rufen nach mehr Freiheiten, die anderen wünschen sich mehr Achtsamkeit. Der Konflikt in der Gesellschaft scheint kaum lösbar zu sein und geht durch Freundeskreise genauso wie durch Familien. Manche sprechen von Zwangsmaßnahmen. All das ist sehr schwer auszuhalten. Aber das müssen wir aushalten. Was kann uns da helfen? In unserer Situation ist Respekt der sicherste Kompass, ist Toleranz eine hilfreiche Haltung.
Ich bin froh, dass ich in einem Land lebe, in dem alle ihre Meinung frei sagen können. Wie am vergangenen Sonnabend auf dem Theaterplatz, als Menschen bei einer Demonstration ihre Zweifel, Klagen und ihre Kritik auch angesichts der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu Gehör bringen konnten. Auch wenn ich ihre Meinung keinesfalls teile, will ich sie hören.
Entsetzt und erschrocken bin ich darüber, was noch geschah. Einige aus der Gruppe der Demonstrierenden gingen vom Theaterplatz zum Buchenwaldplatz und legten an diesem Gedenkort für die Opfer des Nationalsozialismus Blumen nieder. Auf der Schleife steht: „Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und Opfer der totalisierenden Diktatur“. Hier müssen wir widersprechen. Die Formulierung „Opfer totalisierender Diktatur“ beschreibt einen gegenwärtigen Zustand. Aber es gibt gegenwärtig bei uns keine Diktatur. Schon gar keine, die mit der des Nationalsozialismus vergleichbar wäre. Gerade in Weimar müssen wir widersprechen, wenn das Leid der Menschen in Buchenwald in unsachgemäßer Weise instrumentalisiert wird.
In Weimar werden bis zum Monatsende wahrscheinlich mehr als 100 Menschen an und mit Corona gestorben sein. Das sind viel zu viele. Es gibt gegenwärtig auch zu viele Menschen, die in eine schwierige Situation geraten. Darauf wollen wir, wo immer möglich, mit aufrichtigem Mitgefühl, Beistand und Hilfe antworten. Es ist wichtig, dass wir jetzt zusammenstehen.